
Offizielle Qualitäts- und Herkunftszeichen: Leitfaden für den Verkauf in Frankreich
Produkte auf dem französischen Markt zu verkaufen bedeutet, eine zusätzliche Sprache auf deinem Etikett, zu beherrschen – mit Symbolen wie AOP, IGP, STG, Label Rouge und Agriculture Biologique (Euroblatt/AB). Diese amtlichen Zeichen für Qualität und Herkunft sind kein Zierrat, sondern Spielregeln, die festlegen, was du sagen darfst, wie du produzieren musst und welche Kontrollen du bestehen musst, um deine Zusagen gegenüber Verbraucher:innen und Behörden zu untermauern. Die Wahl des passenden Zeichens—und seine korrekte Nutzung—beeinflusst deine Positionierung, deinen Preis und den Zugang zu Kanälen; sie setzt aber auch voraus, dass du bei den Vorschriften (Zertifizierung, Audits) auf dem Laufenden bist und entsprechend zu deinen Produkten kommunizierst.
Die Bedeutung dieser Labels für deine Marke: offizielle Qualitäts- und Herkunftszeichen
Wenn du im Lebensmittelbereich tätig bist und in Frankreich verkaufst — oder dies planst — wirst du früher oder später auf Symbole stoßen, die sowohl im Handel selbst als auch bei der Kaufentscheidung und im Kopf der Verbraucher:innen sehr wichtig sind. Zusammen sind es die amtlichen Zeichen der Qualität und der Herkunft. Sie sind keine bloßen Zierelemente des Packagings: Es handelt sich um rechtliche und kommerzielle Mechanismen, die überprüfbare Garantien über Herkunft, Produktionsmethoden oder überlegene Qualität geben und anzeigen, welches Unternehmen berechtigt ist, sie zu führen.
Für europäische Marken hat das Verständnis dieser Zeichen drei unmittelbare Effekte. Erstens verhindert es Kommunikations- (oder Naming-)Fehler, die zu Auflagen oder Sanktionen führen können. Zweitens hilft es dir, das Produkt mit einer klaren Strategie zu entwickeln, indem du Gebiet, Methode oder Nutzungserlebnis deutlicher markierst. Drittens eröffnet es Preissegmente, die ohne diese Nachweise womöglich nicht zugänglich sind. Deshalb lohnt es sich, sich über jedes Symbol zu informieren: was es belegt, wer es verleiht, welche Kontrollen es verlangt und wie du es in deine Roadmap für Produktion, Kennzeichnung und Marketing integrierst.
Was jedes Zeichen bescheinigt
AOP – Appellation d’Origine Protégée (Geschützte Ursprungsbezeichnung)
Die AOP bescheinigt eine starke, vollständige Bindung an ein Gebiet: Rohstoffe, Verarbeitung und Veredelung finden im abgegrenzten geografischen Raum statt, und die Produkteigenschaften sind diesem Umfeld (natürliche und menschliche Faktoren) wesentlich zuzuschreiben. Es ist das Zeichen, das das Produkt am stärksten an den Ort „ankert“: Wenn dein Wertversprechen aus einem konkreten Terroir und einem savoir-faire vor Ort entsteht, ist dies dein Rahmen. Sich auf die AOP vorzubereiten bedeutet, Rückverfolgbarkeit, Methoden und Kontrollen vom Ursprung bis zur Verpackung gemäß dem entsprechenden cahier des charges zu strukturieren.
IGP – Indication Géographique Protégée (Geschützte geografische Angabe)
Die IGP schützt ebenfalls eine an ein Gebiet gebundene Bezeichnung, jedoch mit flexiblerer Bindung: Es genügt, wenn eine der Stufen (Erzeugung, Verarbeitung oder Zubereitung) im Gebiet erfolgt. Sie passt, wenn Reputation oder savoir-faire des Ortes entscheidend sind, deine Lieferkette aber Öffnungen benötigt. In der Praxis erfordert sie einen Disziplinartext, Zertifizierung und korrekte Logonutzung – mit einer Kette, die mit paneuropäischen Modellen kompatibel ist.
STG – Spécialité Traditionnelle Garantie (Garantiert traditionelle Spezialität)
Hier steht nicht der Ort im Fokus, sondern die Tradition (Rezeptur oder Methode). Die STG formalisiert, dass dein Produkt einer anerkannten traditionellen Praxis mit spezifischen Merkmalen entspricht. Nützlich, wenn du mit generischen (nicht geografischen) Bezeichnungen arbeitest und dein Differenzierungswert in der Art der Herstellung liegt – nicht im „Wo“.
Ökologischer Landbau (Euroblatt + AB-Siegel in Frankreich)
Das EU-Bio-Logo (Euroblatt) bescheinigt ein Herstellungsverfahren gemäß den europäischen Bio-Regeln; in Frankreich koexistiert es komplementär mit dem AB-Siegel. Es sagt nichts über geografische Herkunft oder Tradition aus: Es bezieht sich auf landwirtschaftliche und Verarbeitungspraxis unter spezifischen Verboten und Kontrollen. Es ist vollständig mit AOP/IGP/STG kombinierbar, sofern du die Vorschriften erfüllst.
Label Rouge – nachweisbar höhere Qualität
Label Rouge ist ein französisches nationales Zeichen, das eine gegenüber dem vergleichbaren Standardprodukt überlegene Qualität bescheinigt. Diese „Überlegenheit“ muss nachgewiesen werden (sensorische, Anwendungs- oder technische Prüfungen) und in einem vom Interministeriellen Erlass homologierten Disziplinartext festgehalten sein. Liegt dein Vorteil in der Konsumerfahrung (Geschmack, Textur, kulinarische Performance) und kannst du ihn messen, verwandelt dieses Siegel dein Versprechen in eine überprüfbare Verpflichtung.
Tipps für die Integration in deine Kennzeichnung
- Starte mit der Strategie, nicht mit dem Logo. Sobald deine Zielgruppe klar definiert ist, kannst du die Logos auswählen. Basierst du dein Positioning auf dem savoir-faire, entscheide dich für AOP. Willst du dich territorial positionieren, denke an IGP. Liegt dein Unterschied im Verfahren, ist STG dein Weg. Ist dein Schwerpunkt Ökologie, nutze Euroblatt (+ AB). Und wenn du überlegene Produktqualität belegen kannst, erwäge Label Rouge.
- Die Bedeutung der Lieferkette. Wähle Lieferanten, die Anforderungen erfüllen und dokumentieren können. Bei Label Rouge Zeit für Vergleichstests einplanen; bei AOP/IGP die Rückverfolgbarkeit sicherstellen.
- Kommunikation. Präzise und redlich. Ein amtliches Zeichen für Qualität und Herkunft ist keine Health-Claim-Aussage. AOP/IGP/STG/Label Rouge/Bio rechtfertigen keine irreführenden Botschaften und ersetzen keine regulierten Claims. Erkläre, was das Zeichen garantiert, und vermeide Anspielungen, die in die Irre führen. Wenn du die Siegel nicht nutzen darfst, nutze sie nicht.
- Finales Design. Jedes Zeichen hat ein Nutzungsmanual (Logo, Größen, Koexistenz mit deiner Marke). Plane das Layout: Last-Minute-Flickwerk stört oft die Hierarchien oder unterschreitet Mindestmaße.
- Governance und Inhaberschaft. Bei Co-Fertigung in Frankreich: Klärt Inhaberschaft des Zeichens, wer die Dokumentation unterzeichnet und die Nutzungsbedingungen. Das Recht wird nicht automatisch vererbt, nur weil in einem zertifizierten Werk produziert wird: Es wird chargenweise und gemäß Disziplinartext geprüft.
- Überwachung und Compliance. Die französische Verbraucherschutzbehörde überwacht die korrekte Verwendung der Zeichen auf Verpackungen und in digitalen Kanälen. Steuere Naming, Werbung und Produktseiten in Marketplaces, um die „Evokation“ geschützter Bezeichnungen ohne Berechtigung zu vermeiden. Führe Negativlisten für Wörter/Kreatives für dein Team.
- Nützliche Kombinationen. AOP/IGP/STG können mit Bio koexistieren, wenn beide Anforderungen erfüllt sind. Label Rouge kann mit Bio sowie mit IGP/AOP kombiniert werden, sofern die Bedingungen eingehalten werden.